Volume # 5 - Lebende Archive

10 bis 31. Oktober 2007

Mit agency, Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad, Ralo Mayer, Hinrich Sachs, BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie, Jörn Zehe
„Wo Welten wachsen“
Ausstellung von Ursula Hansbauer und Wolfgang Konrad (Wien)

4325 Pflanzenproben wurden bei der Hindukuschexpedition der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1935 gesammelt. Diese Pflanzensamen wurden später in den Bestand des Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gattersleben bei Halle aufgenommen. Das Institut kümmert sich um den Erhalt der Pflanzensamen - durch kontinuierlich wiederholte Aussaat und Ernte werden die Originalsamen reproduziert und stehen z.B. für weitere Forschungen als Ausgangsmaterial zur Verfügung.

Ursula Hansbauer und Wolfgang Konrad untersuchen in ihrer Ausstellung „Wo Welten wachsen“ in der Gentechnologie angewandte Begriffe von Archivierung und Erhaltung vor dem Hintergrund ihrer kulturellen und ökonomischen Ursprünge. Im Mittelpunkt stehen Biobanken und deren umfassende Datenarchive sowie die Vernetzung und der internationale Handel mit biometrischen Daten. Biobanken sind Archive zur Speicherung von pflanzlichen, tierischen und menschlichen Materialien, die sowohl Substanzen und Gewebeteile als auch deren genetische Daten speichern.

Wer besitzt jedoch die Körpersubstanzen, Gene und Informationen, die in solchen „Biotheken“ lagern? Diese Frage stellt sich vor allem vor dem Hintergrund der fortschreitenden Privatisierung lebender Organismen durch Patente. Das Interesse am Erwerb globaler pflanzengenetischer Ressourcen besteht seit vielen Jahrhunderten.
Besonders europäische Staaten haben während der Entdeckungsreisen begonnen, sich die Kulturpflanzen verschiedener Kontinente anzueignen und diese bis heute in Genbanken zu „archivieren“.

Genbanken stellen sich als Erhalterinnen der genetischen Vielfalt (Biodiversität) dar, als Arche Noah des 21. Jahrhunderts. Tatsächlich waren und sind sie weiterhin Hauptprotagonistinnen der „Grünen Revolution“ - des von der Weltbank finanzierten Versuchs, dem Nahrungsmangel in unterentwickelten Regionen der Erde durch monokulturellen Anbau von Pflanzenhybriden zu begegnen.

Begleitet wird die Ausstellung von einer Vortrags- und Filmreihe zum Thema der Konstruktion und Rekonstruktion von Natur.
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